Warum liebe ich St. Petersburg? Von Jan

Warum liebe ich Sankt Petersburg?  Von Jan

Ein Grund ist sicher, dass hier vieles abseits ausgetretener Touristenpfaden zu entdecken ist. Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass selbst Zar Peter der Große nicht genau wusste, welches die schönsten Sehenswürdigkeiten der Stadt waren. Aber ich weiß es !

St. Petersburg, auch „Russlands Tor zum Westen“ genannt, ist mit der Lage nördlich des 60. Breitengrades die nördlichste Millionen-Metropole der Erde und wetteifert mit Moskau um den Titel Kultur-Hauptstadt Russlands.

Die Zarenstadt, auch Venedig des Nordens genannt, besitzt mehr Brücken als sein italienisches Pendant. Ein ganz besonderer Flair entsteht durch die zahlreichen Kanäle, die sich durch die Stadt ziehen. Ganze 42 Inseln zählt die Stadt, abgeteilt durch die o.g. Kanäle und das Wasser der Newa, die bei St. Petersburg in den Finnischen Meerbusen mündet. Basierend auf dieser strategisch günstigen Lage, denn von hier konnten man den Fluss ins Landesinnere gut kontrollieren, ließ Zar Peter der Große 1703 die Peter-Paul-Festung errichten. Es folgte eine mühsame Trockenlegung des morastigen Bodens, aber einige Jahre später war sie geboren, die neue Metropole und Hauptstadt des Russischen Reiches.

Zwei Jahrhunderte bauten Zaren Prunkbauten und prächtige Straßenzüge, die der Innenstadt heute den Titel UNESCO Weltkulturerbe sichern. Neben Zar Peter, der jedoch nicht Namensgeber der Stadt ist, denn dies ist der Stadtheilige Petrus, war es Katharina die Große, die die meisten der einmaligen architektonischen Schätze bauen ließ: so den Winterpalast, das Smolny-Kloster und den Katharinenpalast. Zudem war sie verantwortlich für eine erneute Öffnung gen Westen, die viele Freigeister anlockte und für eine künstlerische Renaissance sorgte.

Was auch nicht jedem geläufig ist, ist die wechselhafte Namensgebung der wunderschönen Stadt. So wurde 1914 nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs der zu Deutsch klingende Stadtname russifiziert und aus St. Petersburg wurde Petrograd. Nur zehn Jahre später, nach dem Tod Lenins, wurde Petrograd zu Leningrad. Begründet wurde der erneute Namenswechsel damit, dass in der Stadt die Oktoberrevolution begonnen hatte. 1917 war dies, und zwar mit einem Schuss aus der Bugkanone des Panzerkreuzers Aurora, heute ein Museumsschiff. Der Platzpatronenschuss war das Signal für den Sturm auf den Winterpalast. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kam es zu einer Volksabstimmung über den künftigen Namen, wobei sich eine knappe Mehrheit für die Rückbenennung in St. Petersburg aussprach. In diesem Zuge erhielten auch viele Straßen, Brücken und Metro-Stationen ihren früheren Namen zurück.

Ich finde, die Stadt glänzt und glitzert in der Sonne wie keine andere – sei es schneeweißer Marmor oder prächtiges Blattgold. Traumhaft schöne Paläste, Schlösser und außergewöhnliche Prunkbauten, dazu Museen von Weltrang wie die weltbekannte Eremitage.

Das berühmteste Museum beherbergt eine gigantische Kunstsammlung mit Werken u.a. von Picasso, Rembrandt und Rubens. Dazu fällt mir noch etwas nicht Alltägliches ein. So beherbergt die Eremitage auch Katzen. Ja, sie haben richtig gelesen. Es leben mehrere Dutzend Katzen in den Kellern und Höfen. Zogen die ersten Tiere als Mäuse- und Rattenfänger vor mehr als 250 Jahren ein, haben Katzen im Palast seither ein Wohnrecht – seit einigen Jahren verfügen Sie sogar über einen „eigenen“ Instagram-Account ;-).

Weitere weltbekannte Sehenswürdigkeiten neben den o.g. Bauwerken Katharinas sind die Blutskirche,

das Schloss Peterhof und die Isaak Kathedrale, um nur einige zu nennen. Unbedingt sehenswert ist auch die Rekonstruktion des Bernsteinzimmers im Katharinenpalast in Zarskoje Selo. Aber ich verspreche, Sie auch an verborge, touristisch weit weniger stark besuchte Plätze zu bringen. Einen davon verrate ich aber hier schon mal:

Nowaja Gollandija, Neu-Holland, wie Peter der Große die Insel taufte. Bis 2004 Marine Sperrbezirk und Holzkontor, kaufte der Oligarch Roman Abramowitsch 2010 das zu der Zeit verlassene 7,8 Hektar große Eiland, welches nur eine Viertelstunde zu Fuß von der Isaakskathedrale und der Altstadt entfernt liegt. Abramowitsch, der zumeist im Londoner Stadtteil Chelsea lebt mit zwischenzeitlich auch israelischer Staatsbürgerschaft, errichtete auf ihr eine Art Kulturpark, der nun bereits seit 4 Jahren geöffnet hat. Wunderbar gepflegte Liegewiesen, Kräutergärten, Boule-Bahn, Kiosk, Skulpturen und wechselnden Installationen, Museen und große Freilichtbühnen. Während des Winters wird der Rasen eingerollt und die Liegewiese verwandelt sich in eine riesige Schlittschuheislauffläche. 2018 wurde das Ensemble sogar mit einem europäischen Architekturpreis ausgezeichnet. Mein Tipp neben Seele baumeln lassen sind die hiesigen, hervorragenden Restaurants mit georgischer oder israelischer Küche.

Abschließend möchte ich Ihnen noch einige Tipps im Umgang mit den Menschen vor Ort geben. Denn Einiges läuft in Russland doch schon anders bzw. es existieren auch falsche Vorstellungen. Dafür habe ich mal 3 Beispiele zusammengestellt.

  • Begrüßung,
  • Aberglaube und Naseschnäuzen
  • Trinken, also Wodka ;-)

Die Begrüßung ähnelt im ersten Augenblick der, die wir kennen, also (vor und ggf. nach Corona) Händeschütteln. Aber dann doch nicht so ganz. So sollte ein Mann einer Frau nicht zuerst die Hand geben. Frauen untereinander begrüßen sich zumeist mit drei Wangenküssen; Umarmungen und Küsse sind aber auch unter befreundeten Männern üblich. Auch hier reden wir von „vor Corona“.

Viele meiner russischen Bekannten sind recht abergläubig. So begrüßt man sich nicht über einer Türschwelle, über ein Baby sagt man nicht, es sei niedlich, und auch Pfeifen in geschlossenen Räumen bringt „garantiert“ Unglück. Naseschnäuzen vor anderen bringt zwar kein Unglück, gilt jedoch als unfein.

Essen und Trinken sind ein wichtiger Teil der russischen Kultur und natürlich gehört dazu Wodka. Doch zum Wodka gehören noch 2 weitere Dinge. Zum einen „Sakuski“, also Snacks wie gesalzene Gewürzgurken, Räucherlachs oder marinierte Pilze, die sich eignen, den Wodka besser zu vertragen. Auch das „Nachspülen“ mit Wasser oder Saft ist nichts Unanständiges. Zum anderen ist dies ein Trinkspruch. Denn „Trinken ohne Trinkspruch ist Sauferei“ – so lautet ein russisches Sprichwort. Gut merken kann man sich „Sa Sdarowije“ („Auf Eure Gesundheit“), denn Achtung: „Na Sdarowije!“ („Wohl bekomm‘s“) ist nicht das vermeintliche russische Äquivalent für „Prost“, sondern wird benutzt, wenn man sich in einem Restaurant beim Kellner für das Servieren von Speisen und Getränken bedankt.

Ich hoffe, ich konnten denen, die St. Petersburg kennen, noch einiges Neues berichten und sie gemeinsam mit denjenigen, die noch nicht dort waren, für einen (erneuten) Besuch dieser einzigartigen Stadt begeistern. Ich jedenfalls freue mich auf Sie!

Ihr Jan

Fotos: Jan

6 Gedanken zu „Warum liebe ich St. Petersburg? Von Jan“

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,
    danke, es ist eine wunderbare Idee, aus Ihren Reisezielen Eindrücke und Erfahrungen zu übermitteln und Begierde zu schaffen.
    Wir selbst würden in 2021 gern nach Riga reisen, nicht nur die Stadt, möglichst auch Landschaft.
    Freundliche Grüße
    Gisela & Joachim Kraemer, Westerburg

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